Landkreis Rostock sorgt sich um Projekte auf dem Thünengut in Tellow

Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) gilt als Pionier der Agrar- und Wirtschaftswissenschaften. Er lebte von 1810 bis zu seinem Tode mit seiner Familie in Tellow. Er verwandelte den verschuldeten Tellower Landwirtschaftsbetrieb in ein ertragreiches Mustergut. Sein großer Sachverstand sowie seine humanistische Grundhaltung fanden auch überregional bereits zu Lebzeiten Anerkennung. Auf diese Weise erlangte das Thünengut Tellow als Ursprungsort des Thünenerbes eine besondere Bedeutung.

Das Thünengut mit dem Thünenmuseum wird als nationale Thünengedenkstätte gehandelt, was allerdings kein verliehener Status o.ä. ist. Vielmehr wurde die Bezeichnung durch die mit dem Thünenmuseum befassten Akteure, so z.B. die Thünengesellschaft e.V und die Universität Rostock geprägt und durch hochkarätige Veranstaltungen vor Ort manifestiert. So hat u.a. vom 21.-24. September 2000 eine internationale Thünenkonferenz mit Wissenschaftlern aus den USA, Kanada, Japan, den Niederlanden, England, Ungarn, Irland und Deutschland auf dem Thünengut stattgefunden.

Das Thünengut Tellow ist ein Ort, der nicht nur in der Historie eine internationale Bedeutung hat, sondern es ist ein Zukunftsort.

Thünen gehört zu den großen Ökonomen, denn sein Hauptwerk „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie“ enthält insbesondere eine Theorie des verkehrswirtschaftlichen Standortes landwirtschaftlicher Betriebe sowie der Abhängigkeit von landwirtschaftlichen Systemen (Anbauweise, Viehhaltung und deren Auswirkung auf die Arbeitsverfassung) von der räumlichen Entfernung der Produktionsstätte zum Markt. Dazu entwickelte er die sog. „Thünensche Kreise“, Ringe abnehmender Intensität der landwirtschaftlichen Produktion mit zunehmender Entfernung vom Markt, unter der Voraussetzung einer um den Markt sich geometrisch ausbreitenden ebenen Fläche „auf einem durchaus gleichen Boden, der überall kulturfähig ist“.

Daraus leitete sich die Grenzproduktivitätstheorie, welche eine Formel für den naturgemäßen und zugleich gerechten Arbeitslohn bietet. Der Arbeitslohn müsste wertgleich sein mit dem Erzeugnis des letzten noch eingesetzten Arbeiters.

Die „Thünenschen Kreise“, die eins der ersten und bekanntesten marktwirtschaftlichen Modelle der Welt bezeichnen, sind Landwirten, Wirtschaftswissenschaftlern und Geografen nicht nur in Rostock und Berlin, sondern auch z.B. in London, Paris, Boston, Petersburg, Tokio und Sydney bekannt.

Thünen forderte 1831 als Erster, dass Landwirtschaft „nachhaltig" geführt werden müsse. Zugleich wies er nach, dass dies nur unter Einbeziehung der Nationalökonomie möglich ist. Thünen spannte so bereits den großen Bogen, der bis heute die Nachhaltigkeit ausmacht. Er legte beeindruckend einfach dar, warum es erforderlich sei, dass Ökonomie und Ökologie eine Einheit bilden. Die Landwirtschaft wirtschaftlich zu durchdringen, sei eine Grundvoraussetzung für ein nachhaltiges Handeln. Thünen erkannte dabei aber ebenso eine soziale und politische Dimension.

Das Besondere, das Einmalige ist neben diesem einzigartigen Standort, dass sich kein anderes Museum, keine andere Ausstellung diesem so aktuellen und nachgefragten Thema so konkret widmet.

Die „Wiege der Nachhaltigkeit", die hier in Tellow durch Thünen tatsächlich ihren Ursprung hat, ist einzigartig und nur hier authentisch herausstellbar.

 

Warum sollten sich Bund und Land im Thünengut engagieren?

Das Thünengut hat eine nationale und internationale Bedeutung durch das Wirken Thünens, welche nur in Tellow authentisch präsentiert werden kann. Dies ist ein weltweites Alleinstellungsmerkmal.
Landwirtschaft ist gerade in Mecklenburg-Vorpommern ein prägender Wirtschaftsfaktor, welcher um den Wert des knappen Produktionsfaktors Boden weiß und diesen werterhaltend und damit nachhaltig einsetzt.
Thünens Theoriemodelle mit Auswirkungen auf einen gerechten Arbeitslohn haben eine sozialpolitische Dimension, welche die Debatten z.B. um einen Mindestlohn realpolitisch und wissenschaftlich unterfüttern können.
Das Thünengut ist ein historischer „Speicher“ für Wissenschaft, Kultur und Bildung.
Die Entwicklung des ländlichen Raumes im Zusammenhang mit dem Engagement für das Thünengut ist ein herausragendes entwicklungspolitisches Ziel von Bund und Land, gerade im östlichen Landesteil sowohl Mecklenburg-Vorpommerns als auch Deutschlands insgesamt.

 

Gebäude des Thünengutes im Überblick

Das Thünen-Museum-Tellow ist als Freilichtmuseum angelegt worden. Musealer Kern ist das Thünensche Gutshaus, in dem Thünen sein in alle Welt ausstrahlendes Hauptwerk „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie“ geschrieben hat. Zum Kern gehören auch Gärtnerhaus und Thünenstall. Letzteres Gebäude wurde 2023 teilsaniert; hier war Eile geboten, da dieses Gebäude von allen Museumsgebäuden des denkmalgeschützten Gutsensembles das am stärksten gefährdet war. Auch der Park des Gutshauses konnte 2023 gesichert und saniert werden.

 

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